Es ist kaum zu fassen, aber vor fast zwei Jahren habe ich ein eigenen Verlag gegründet, entwickelt und in die Buchhandlungen geführt. Genau so viel Spaß es macht und Freude mit sich bringt, eine eigene Firma zu haben und zu betreiben, genau so viele Herausforderungen und tagtägliche Kämpfe mit Systemen gibt es auch.
Es ist natürlich von Vorteil gewesen, dass es Aufmerksamkeit mit sich bringt, eine weibliche Direktorin und Verlagsgründerin zu sein, aber manchmal merke ich bei mir selbst auch, dass es irgendwie doch nicht so cool ist. Das ich persönlich mehr Aufmerksamkeit als die beiden Bücher bekomme, ist natürlich nicht schlecht, aber ich stelle mir trotzdem vor, dass die Verlagsgründung nicht so sensationell behandelt worden wäre, wäre ich ein Mann gewesen…
Diese Woche wurde bekanntgemacht, dass die non-binäre Trans-Person Akwaeke Emezi für den Roman Freshwater es auf die Longlist des Women’s Prize for Fiction geschafft hat. Persönlich macht mir das Hoffnung. A change is coming, und es wurde mir klar, dass ich mit dem Nord Verlag auch positive Veränderungen schaffen kann – vielleicht keine alles entscheidenden, aber wenigstens welche, die ihren Teil zu einer größeren Bewegung beitragen können, indem ich unsere Kanäle dafür benutzte, über die (Un-)Gleichheit der Literaturbranche zu sprechen.
Gut, es hat sich “gelohnt”, dass es in einem gewissen Sinn etwas besonderes ist, aber ich halte es trotzdem für besser, wenn Verlagsdirektorinnen einfach #thenewnormal sein könnten. Deswegen habe ich mich dafür entschieden – im Rahmen des Weltfrauentags 2019 – folgende Fragen ins Zentrum zu rücken: Wie sieht es mit der Gleichstellung in der Literaturbranche aus? Wie mit den Verkaufszahlen von Autorinnen? Und wie mit den Rezensionen?
Aber ich werde es nicht alleine machen. Ich habe nämlich ein paar Kolleginnen gefragt, wie ihre Perspektive ist.
Emilia von Senger kenne ich tatsächlich in erster Linie von Instagram, aber sie arbeitet in der wunderschönen Berliner Buchhandlung Lesen und lesen lassen und wird uns darüber erzählen, wie es mit den Buchverkäufen von Autorinnen geht.
Christiane Frohmann ist Verlegerin, Autorin und Mitgründerin von ORBANISM, und sie fordert mehr als Feminismus und Gleichstellung in der Verlagswelt, stattdessen verlangt sie strukturelle und umfassende Reformen, um eine Branche zu erhalten, die die reale Zusammensetzung der Gesellschaft wiedergibt.
Und schließlich Juliane Rump, die Chefredakteurin des Libertine Magazins, die das Thema von der anderen Seite betrachtet: Die Repräsentation von Autorinnen in den Medien.
Alle drei verraten uns auch, wer ihre Lieblingsautorinnen sind, und damit gibt es ein paar Literaturempfehlungen für den relevanten und wichtigen Kampftag – wenn ihr von den Straßen zurückkommt!