Heute ist Weltfrauentag, und deswegen geht es hier heute um Frauen. Aber tatsächlich reicht das leider nicht. Weil das Problem ist größer als das: Das Problem ist die generelle Ungleichheit in der Welt, das Diskriminierung wegen Hautfarbe, Sexualität oder Religion (um nur ein paar zu erwähnen) immer noch tagtäglich vorkommt, und das Menschen unter der Dominanz anderer Menschen, Klassen oder Gruppen leiden müssen.
Vielleicht ist es nicht richtig, diese Probleme isoliert zu betrachten, aber ich habe mir das heute mal erlaubt. Es gibt andere Menschen, die jeden Tag daran arbeiten, die Ungleichheit als Ganzes zu definieren und zu bekämpfen. Eine solche andere ist z.B. Juliane Rump, die Chefredakteurin des Libertine Magazins. Wie sie das macht, steht außerordentlich schön auf ihrer Website, also lasse ich sie das mal selber erklären:
„LIBERTINE zeigt die facettenreiche Welt und die unterschiedlichen Lebensmodelle von Frauen – fernab von eingefahrene Rollenmustern und Stereotypen. Dabei verteilt LIBERTINE weder Etiketten noch erklärt es seinen Leserinnen, wie sie zu sein haben. Stattdessen transportiert LIBERTINE ein Lebensgefühl: Freihen it. Die Freiheit, zu sein wie wir sind, zu leben wie wir es möchten und zu lieben, wen wir wollen.“
Und jetzt zur Sache. Und zwar, wie die Ungleichheit unter den Geschlechtern in den Medien repräsentiert ist
Gibt es zu wenig Frauen in der Literaturbranche?
Ich finde schon und ich denke, da greifen gleich einige Teufelskreise gleichzeitig. Zum einen sitzen in den Feuilletons der großen Zeitungen hauptsächlich Männer – und diese rezensieren wiederum hauptsächlich Werke, die von Männern geschrieben wurden. Womit sie dafür sorgen, dass deren Literatur bekannter werden, was sie natürlich auch bei Verhandlungen mit den Verlagen stärkt und den Vertrag für das nächste Buch sichert.
Zum anderen gibt es eine geschlechterbezogene Voreingenommenheit. So werden Bücher von Frauen gerne als „Frauenliteratur“ abgetan und weniger ernst genommen. Leider sind sich einige Literaturkritiker nicht zu schade, dieses Vorurteil und Schubladendenken zu zementieren. So von wegen: Frauen schreiben für Frauen. Männer für alle. Dies alles spiegelt sich auch in der Vergabe der Literaturpreise, Arbeitsstipendien und der Honorare wieder; so herrscht nach wie vor ein großes Gefälle zwischen Männern und Frauen, was die Dominanz der männlichen Autoren festigt.
80 Prozent der Mitarbeitern an Verlagen sind Frauen, aber in Top-Positionen gibt es nur vier Prozent? Wie können wir das in der Zukunft ändern?
Was den Mangel an weiblichen Führungskräfte in den Verlagen betrifft, ist es hier wohl in so vielen Bereichen: Männer sitzen in den Machtpositionen und fördern am liebsten ihresgleichen, nämlich Männer. Da bewegt sich von alleine leider nicht viel. Deswegen bin ich ein Fan von der Quote – solange bis sie nicht mehr notwendig ist.
Sprechen wir von Gleichstellung in der Literaturbranche: Sind wir in den letzten Jahren weitergekommen? Und wie erreichen wir das Ziel?
Wir alle sind bereits seit unserer Kindheit von Literatur von Männern umgeben, der viel Bedeutung beigemessen wurde. Das geht schon in der Schule los: Ob im Deutsch-, Philosophie- oder Geschichtsunterricht, zum Großteil waren es die Werke männlicher Autoren, mit denen wir uns beschäftig haben. Natürlich würde ich mir wünschen, dass Eltern fordern, dass in Schulen nicht nur so einseitig Literatur ausgewählt wird, dass Journalist*innen möglichst viele Bücher von Frauen rezensieren und damit sichtbar machen, und dass die Verlage begreifen, dass es so viel mehr spannende Blickwinkel als die immer gleiche männliche Erzählperspektive gibt.
Wer ist deine Lieblingsautorin?
Oh da gibt es so viele und ständig kommen neue dazu. Anstatt mich jetzt auf eine festzulegen, nutze ich die Frage lieber, um etwas Werbung für meine feministischen Kolleginnen zu machen: Julia Korbik, Svenja Gräfen, Jessa Crispin und natürlich Magarete Stokowski. Alle lesen.