Das die ersten Bücher unseres Programm Lyrik sind, ist ein Fakt, der so gut, wie schlecht ist. Ich liebe Lyrik, und das Genre erlebt gerade ein gewisses Momentum im Norden. Die jungen Autoren schreiben viel und gern Poesie, und gerade dort gibt es auch die meisten sprachlichen und literarischen Experimente, und deswegen habe ich mich für zwei Gedichtbände entschieden.
Wir brauchen mehr Poesie im Alltag – und genau dieses Genre passt zu unserer Zeit. Wir haben es alle eilig, und werden ständig mit Informationen, Bildern, Werbungen, und Texten bombardiert. Ein ganzes Buch zu lesen, es gar fertig zu lesen, kann für viele – mich selbst inklusive – als eine große Herausforderung erscheinen. Weil: Wo findet man heute noch die Zeit und die Konzentration dafür?
Und deswegen sage ich: Lyrik sollte die größte Literatur unserer Zeit sein. Nicht nur wegen ihrer literarischen Qualitäten, sondern auch weil die kurze Form, mehr Literatur in den Alltag bringt. Ein Gedicht jeden Tag, ist ein deutlich einfacheres Ziel, als einen Roman die Woche oder im Monat.
Positives Beispiel? 2017 war ein Rekordjahr für den Verkauf von Poesie in Großbritannien. Mehr als eine Million Poesiebänder wurden verkauft! Das sind gute Neuheiten für Verlage und Autoren.
Aber (und es gibt immer ein aber!) Lyrik hat es trotzdem noch schwierig. Und, wie ich glaube, weil das Genre noch etwas gefährlich und unzugänglich wirkt. Viele Buchhandlungen in Deutschland haben erst gar keine Lyrikabteilung, und ich habe mit vielen Menschen gesprochen, die fast abschalteten, als ich das Wort Poesie zur Beschreibung unseres Programms benutzte. Aber Lyrik reimt sich nicht mehr nur auf Goethe, Schiller und die anderen alten Romantiker. Heute reimt Lyrik sich auf Wut, Politik und Gefühle im Aufruhr. Das sind alles Sachen, die wir heute mehr als je zuvor nötig haben.
Also, trau dich! Es wird keine Analyse wie in der Schulzeit gefordert werden. Versuch’ dich mal an Poesie und spür wie es deine Emotionen weckt. Sollte es nicht gleich beim ersten Mal funktionieren, heißt das nicht, dass es passieren wird. Lyrik hat seine eigene Sprache, an die man sich in manchen Situationen erst gewöhnen muss. Lies langsam, lies unterschiedlich, und hab keine Angst, wenn du was du nicht sofort verstehst. Ich verspreche dir: Es lohnt sich.
Und abschließend und weil heute Welttag der Poesie ist, gebe ich euch eine kostenlose Leseprobe aus Warum bin ich so traurig, wenn ich doch so süß bin von Ingvild Lothe. Lest sie hier.